Achtsamer Medienkonsum

Im Zeitalter der Digitalisierung ist der Medienkonsum allgegenwärtig und das auch im Bereich des Leistungssports. Leistungssportler stehen heute vor der Herausforderung, nicht nur sportlich Höchstleistungen zu erbringen, sondern auch in der digitalen Welt der sozialen Medien präsent zu sein. Soziale Medien bieten viele Vorteile, bergen jedoch auch potenzielle Gefahren, insbesondere in Bezug auf die psychische Gesundheit. In diesem Artikel erfährst du, wie achtsamer Medienkonsum dazu beitragen kann, die negativen Auswirkungen sozialer Medien zu reduzieren und dein psychisches Wohlbefinden zu fördern.

Vorteile von Sozialen Medien

Soziale Medien sind mittlerweile ein fester Bestandteil unseres täglichen Lebens und bieten zahlreiche Möglichkeiten der Kommunikation, Unterhaltung und Vernetzung. Sie ermöglichen es uns, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben, neue Bekanntschaften zu knüpfen und uns über aktuelle Ereignisse zu informieren.

Zudem eröffnen soziale Medien zahlreiche Chancen für die Karriereentwicklung. Sie ermöglichen eine effektive Selbstvermarktung, fördern den Aufbau einer individuellen Marke und unterstützen bei der Vernetzung mit Fans, Sponsoren und weiteren bedeutenden Kontakten. Darüber hinaus bieten sie Zugriff auf wertvolle Informationen und Ressourcen, die zur persönlichen und professionellen Weiterentwicklung beitragen können.

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Gefahren von Sozialen Medien für die Psyche

Obwohl soziale Medien viele Vorteile bieten, können sie auch erhebliche Risiken für die psychische Gesundheit mit sich bringen. Studien zeigen, dass die exzessive Nutzung sozialer Medien in Zusammenhang mit Burnout, digitalem Stress durch Informationsüberflutung, Angst, Einsamkeit, Cybermobbing, geringem Selbstwertgefühl, Feedback-Suchtverhalten und problematischen Körperbildern/Vergleichen stehen kann.

Zu den Faktoren, die zu diesen negativen Auswirkungen beitragen können, zählen u.a.:
 

  • Vergleich mit anderen: Die ständige Konfrontation mit dem scheinbar perfekten Leben anderer kann zu Selbstzweifeln und Unzufriedenheit führen.
  • Reizüberflutung: Die Menge an Informationen, die uns über soziale Medien erreicht, kann überwältigend sein und dazu führen, dass wir uns gestresst und überfordert fühlen.
  • FOMO (Fear of Missing Out): Die Angst, etwas Wichtiges oder Interessantes zu verpassen, kann zu ständigem Checken der sozialen Medien und damit verbundenem Stress führen.

Die Belastungen für die psychische Gesundheit durch einen unachtsamen Umgang mit sozialen Medien können also erheblich ausfallen. Daher gewinnt ein achtsamer Medienumgang zunehmend an Bedeutung, um diesen negativen Auswirkungen entgegenzuwirken und das Wohlbefinden zu fördern. [2,3]

Was bedeutet "Achtsamer Medienkonsum"?

Achtsamer Medienkonsum bedeutet, bewusst und reflektiert mit sozialen Medien umzugehen. Das beinhaltet auch die bewusste Entscheidung darüber, wann, wie lange und zu welchem Zweck wir digitale Medien nutzen und was und in welcher Frequenz wir über uns teilen wollen. Hierbei geht es nicht darum, die Nutzung sozialer Medien vollständig zu vermeiden, sondern sie bewusst und kontrolliert zu nutzen, um eine positive Wirkung zu erzielen. Wir haben einige Tipps für euch zusammengestellt, wie ihr achtsamer mit Medien umgehen könnt:

5 praktische Tipps, um einen achtsamen Medienumgang in deinen Alltag zu integrieren

1. Setze Grenzen

Es ist wichtig, sich klare Grenzen zu setzen und bewusst zu entscheiden, wann und wie lange man die Medien nutzt oder auch welche Inhalte man mit anderen teilen möchte. Du kannst z.B. bestimmte Zeiten, zu denen du soziale Medien nutzt bzw. medienfreie Zeiten festlegen. So kann man sich vor oder nach dem Training bzw. Wettkampf eine Zeit ohne Handy oder Computer nehmen, um sich voll auf die Vorbereitung / Regeneration einzulassen.

Um die Nutzungsdauer von bestimmten Apps zu begrenzen, können Zeitlimits eingerichtet werden. Eine Möglichkeit wäre es, bei Instagram in den Einstellungen unter "Deine Aktivität" Erinnerungen zum Beenden der Nutzung festzulegen. Diese Funktion erinnert dich nach einer bestimmten Zeit daran, die App zu verlassen, damit du nicht zu viel Zeit auf der Plattform verbringst.

2. Benachrichtigungen kontrollieren (dich)

Medien möchten vor allem eins von dir: Screentime! Daher sind sie so gestaltet, dass man möglichst lange mit ihnen beschäftigt bleibt. Für diesen Zweck werden sogenannte „Nudges“ eingesetzt, um das Verhalten der Nutzer zu beeinflussen. Nudges sind kleine Anstupser, die dich zurück auf die Plattform holen sollen. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, Benachrichtigungen von sozialen Medien oder anderen Apps auszuschalten. Bei Instagram, WhatsApp & Co. kannst du in den Einstellungen auswählen, welche Infos dir als Push-Benachrichtigung gesendet werden sollen. So hast du die Kontrolle und entscheidest bewusster, wann und für welchen Zweck du die Plattform verwenden möchtest.

3. Wähle die Inhalte bewusst und reflektiere dich

Es ist ratsam, das eigene Nutzungsverhalten auf sozialen Medien kritisch zu reflektieren und sich bewusst zu machen, welche Auswirkungen es auf dein Wohlbefinden hat. Sobald man sein eigenes Verhalten versteht, kann man gezielt Maßnahmen ergreifen, um eine gesündere Balance zwischen digitaler und analoger Welt zu finden. Ein wichtiger Schritt besteht darin, zu erkennen, wie man auf bestimmte Inhalte in sozialen Medien reagiert. Kommt es vor, dass du dich durch bestimmte Inhalte wie super Trainingsleistungen oder tolle Bilder schlechter fühlst oder unzufrieden wirst? Wenn ja, dann kann es helfen, diese Inhalte zu meiden oder die Zeiten bewusst zu wählen, an denen du dich mit diesen beschäftigst. Auf Plattformen wie Instagram und TikTok gibt es die Funktion, solche Inhalte mit „Kein Interesse“ zu markieren oder auch Accounts zu entfolgen, die einem nicht guttun, damit sie in Zukunft weniger angezeigt werden. Es ist auch ratsam, Qualität über Quantität zu priorisieren und regelmäßig mal wieder auszusortieren. Folge beispielsweise nur den Personen und Seiten, die dir wirklich wichtig sind und die einen positiven Einfluss auf dein Leben haben.

Manchen hilft es zudem getrennte Accounts oder Handys für bestimmte Rollen zu haben, sodass man berufliche/sportliche und private Rolle besser voneinander trennen kann.

Wichtig finden wir es auch sich gelegentlich selbst mal zu hinterfragen, wie viel man von sich selbst gerne teilen möchte und welchen Stellenwert das Teilen von Erlebnissen für dessen Bedeutung hat.

Kann ich beispielsweise ein Erlebnis überhaupt genießen, wenn ich eben auch mit dessen Dokumentation beschäftigt bin, oder ist es vielleicht gerade deswegen mehr wert, weil ich es geteilt habe und eine Erinnerung daran habe… Sind Erlebnisse mit vielen Likes bedeutender als welche mit wenigen Likes?

4. Gewohnheitsmuster

Soziale Medien sind für viele von uns ein ständiger Begleiter und nicht selten haben wir bestimmte Verhaltensmuster mit ihnen entwickelt. Eine sofortige Umstellung der Nutzungsgewohnheiten ist daher oft nicht einfach. Um das automatisierte Gewohnheitsmuster zu durchbrechen, kann es durchaus hilfreich sein, regelmäßig die Orte der Apps auf deinem Homebildschirm zu ändern. Dadurch wird es leichter, bewusste Entscheidungen über die Nutzung von sozialen Medien zu treffen.

5. Joy of Missing Out

Fear of Missing Out (FOMO) beschreibt die weitverbreitete Angst, etwas Wichtiges oder Spannendes zu verpassen, wenn man offline ist. Die damit verbundene Sorge, nicht immer auf dem neuesten Stand zu sein und besondere Gelegenheiten zu verpassen, kann sich auf viele Lebensbereiche auswirken, einschließlich der Nutzung von sozialen Medien.

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Dagegen steht die Joy of Missing Out (JOMO). Darunter versteht man, bewusst auf digitale Inhalte und Erlebnisse zu verzichten, um Zeit für sich selbst zu gewinnen und den Moment mehr zu genießen. JOMO kann als Gegenansatz zu FOMO verstanden werden, indem es dazu beiträgt, den Druck zu verringern, ständig online und erreichbar zu sein oder Erlebnisse teilen zu müssen. Es geht darum, bewusst zu entscheiden, wann und wie man digitale Medien nutzt und sich Zeit für Offline-Aktivitäten und Erlebnisse zu nehmen, die einem Freude bereiten und die eigene psychische Gesundheit fördern.

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Resumé

Ein bewusster und achtsamer Umgang mit Medien erlaubt es uns, die positiven Seiten der digitalen Welt voll auszuschöpfen und ein harmonisches Gleichgewicht zwischen digitalen und analogen Lebensbereichen herzustellen. Indem wir gezielt Offline-Aktivitäten einplanen, sorgfältig ausgewählte, qualitativ hochwertige und relevante Medieninhalte konsumieren und regelmäßige digitale Pausen einlegen, schützen wir uns wirkungsvoll vor potenziellen negativen Auswirkungen eines übermäßigen und unkontrollierten Medienkonsums.

Quellenangaben

[1] Instagram: "nighydrunklovers"

[2] Hajok, D. (2021). Der veränderte Medienumgang von Kindern. Markante Entwicklungen und Daten zur aktuellen Situation. JMS Jugend Medien Schutz-Report, 44(3), 7-10.

[3] Hajok, D., Kniazev, N., Le, T. H. N., & Lindner, S. (2022). Social Media als Katalysator oder als Ausweg aus der Krise? Einflüsse von Instagram auf die Psychische Gesundheit Jugendlicher. JMS Jugend Medien Schutz-Report, 45(2), 2-6.